Franziska von Wurmbrand

Exzentrische Hausfreundin der Gryszinskis, dem Wiener Hochadel entstammend. Hat sich in München niedergelassen und verfügt über weitreichende Beziehungen in verschiedenste illustre Kreise.

© Édouard Vuillard / Public domain
»Warf man [der Wurmbrand] ein Stichwort hin, egal welches, nahm sie es auf und reihte verbale Masche an Masche, durchwirkt von einem düsteren Faden Wienerischer Depression, bis einem alle Sinne verknotet waren von diesem Vlies aus lethargischem Geschwätz. Nach einem Tag mit ihr, hatte Sophie einst erklärt, wäre jeder einzelne Terminus des deutschen Wortschatzes einmal gesagt worden.« (aus: Der falsche Preuße)
Franz Skarbina, Dame mit Hut
© Heinrich Hellhoff, 1908
»Das Wurmbrand’sche Lamento mit den träge lang gezogenen Silben schallte durch den Korridor. Auf dem kleinen Tischchen am Eingang hatte sich Franziskas Hut neben Sophies zierlichen Handschuhen niedergelassen. Als absurde Ausgeburt der neuesten couture bestand dieser Hut aus einem kleinen samtenen Podest, welches man im Haar feststeckte und auf dem ein komplettes ausgestopftes Rotkehlchen thronte.« (aus: Das wahre Motiv)
»›Guten Abend!‹ Schon stürmte Franziska von Wurmbrand mit erhobenen Armen herein, wie üblich den Raum betretend, als würde sie den frenetischen Applaus des Theaterpublikums bei einer triumphalen Premiere entgegennehmen. Gryszinski wappnete sich innerlich für die Worte, die gleich in hoher Schlagzahl auf ihn niedergehen würden und gleichzeitig von einem gelangweilten Pathos trieften, wie es nur der Wiener Schmäh vermochte.« (aus: Das wahre Motiv)