Otto von Grabow

Alter Jugendfreund Gryszinskis aus Berliner Tagen, genannt „Schlupp“. Arbeitet bei der preußischen Gesandtschaft in München, eingefleischter Junggeselle. Wie die Wurmbrand isst er fast täglich bei den Gryszinskis zu Abend.

© Adolf Friedtich Erdmann von Menzel
»Sie schwiegen ein wenig und starrten vor sich hin. Schließlich winkte Grabow dem Wirt und bedeutete ihm, zwei volle Bierkrüge zu bringen.
›Trinken wir, Baldur, was bleibt uns anderes übrig.‹
›Gut.‹ Gryszinski nickte. ›Außerdem habe ich doch etwas Hunger. Ich werde noch ein Tellerfleisch mit Kren bestellen, wenn Sie nichts einzuwenden haben. Vielleicht kommt die Lösung beim Essen.‹
Schlupp betrachtete ihn einen Moment, dann lachte er auf und klopfte Gryszinski freundschaftlich auf den Rücken.«
(aus: Der falsche Preuße)

»Grabow arbeitete hier in München bei der Preußischen Gesandtschaft und pflegte ansonsten einen recht gemütlichen Lebensstil, voller Rituale und Gewohnheiten, die jemand, der schon lang mit sich allein lebt, eifersüchtig vor Einmischungen von außen schützt. In Grabows Fall galt es da einer alten Witwe die Stirn zu bieten, in deren Räumlichkeiten er logierte. Jeden Morgen, egal wie sehr er sich dagegen wehrte, räumte sie seinen Humidor sowie den beträchtlichen Stapel an abonnierten Tageszeitungen, mit denen er sich täglich auf seinem Lieblingssessel am Kamin einrichtete, mit einer an Starrsinnigkeit grenzenden Akribie ausgerechnet auf jenen kleinen Sekretär, den Grabow für einen Frisiertisch für Damen hielt und der somit als feindlicher Fremdkörper in seinem ansonsten frauenfreien Haushalt angesehen werden musste.« (aus: Das wahre Motiv)