Hauptmann Wilhelm
Freiherr von Gryszinski

Sonderermittler der Münchner Polizeidirektion, auf verschlungenen Wegen von Preußen nach Bayern gelangt, glücklich verheirateter Ehemann von Sophie von Gryszinski und stolzer Vater eines kleinen Sohnes. Brillanter Kombinierer, Liebhaber von Bratensemmeln.

© Münchner Stadtarchiv
»Unwillkürlich straffte Gryszinski die Schultern. Er war nicht von hier, er war Preuße, zwar nur niederer Landadel, aber immerhin Hauptmann und Reserveoffizier der preußischen Armee, und hatte bis vor einem Jahr in Berlin gelebt, bevor er und seine Frau Sophie hierher übersiedelt waren. Er würde also sicher nicht wie ein staunender Bauerntölpel durch diese neogotische Theaterkulisse stolpern, zumal auf ihn als Vertreter des Königlich Bayerischen Gendarmeriekorps auch ein wenig Scheinwerferlicht fiel.« (aus: Der falsche Preuße)
© Charles Vetter, »Viktualienmarkt« / Public domain
»Gryszinski war kein Zukunftsverweigerer, wohl aber ein gemütliches Temperament. Er mochte die dicken Männer auf dem Markt, die schon am Morgen mit einem irrwitzigen Pinsel auf dem Kopf an einem Bierfass lehnten, ihr Helles tranken und jeden Tag auf dieselbe Weise behäbig schwiegen.« (aus: Der falsche Preuße)
© Münchner Stadtarchiv
© Münchner Stadtarchiv
»Unter den vielen bahnbrechenden Erfindungen im Dienste der Kriminalistik hatte Gryszinskis Mentor Hans Groß auch den sogenannten Tatortkoffer entwickelt; einen solchen hatte Gryszinski am Vortag bei sich getragen. Es handelte sich um eben das Köfferchen, um das sich schon so viele Spekulationen gerankt hatten. Es enthielt eine ganze Welt notwendiger Dinge zur Untersuchung und Dokumentation des Tatorts sowie zur Zeugenbefragung, wie etwa die Bonbons, mit denen man das Vertrauen verschreckter Kinder gewinnen sollte.« (aus: Der falsche Preuße)
© Hans Gross Kriminalmuseum der Universität Graz

»Gryszinski selbst war als finsterer Samurai verkleidet. […] Obwohl seine Kostümierung nicht sehr komfortabel war, spürte er doch, wie der schwere Brustpanzer und die Kriegermaske ihm einen wilden Mut schenkten, der seine Stimme noch tiefer werden und seinen Blick klarer über die Ränder der Maske spähen ließ. Er musste sich eingestehen, dass er immer mehr dem Reiz des Verkleidens erlag, dem Wunsch, einen Abend lang in eine andere Hülle zu schlüpfen, die auf wundersame Weise auch sein Inneres neu formte.« (aus: Das wahre Motiv)